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Manchmal

gibt es in den nobelsten Hotels das schlechteste Frühstück. Wir laufen noch etwas in der Altstadt herum. Claudia schreibt unseren alten Bandkollegen von damals noch eine Karte und dann holen wir die Mopeds aus der Tiefgarage.

Mittag in Sarajevo, das bedeutet Verkehrschaos. Selbst mit den Motorrädern kommt man nicht durch. Im Stau der Innenstadt fängt es wieder an ungemütlich warm zu werden. Ich traue meinen Augen zuerst nicht: Wer schiebt gerade seinen Drahtesel über die Fußgängerampel vor der wir stehen ?

Jan, der polnische Fahrradfahrer den wir an der bosnischen Grenze kennen gelernt hatten.
Wir veranstalten ein unanständiges Hupkonzert bis er uns endlich bemerkt. Wir fahren rechts ran, gar nicht so einfach hier mal 2m Platz zu finden. Was für ein Zufall sich in diesem Getümmel wieder zu treffen. Wir freuen uns über die erneute Begegnung und Jan erzählt von den letzten beiden Tagen. Ich staune wieder darüber wie schnell er doch mit seinem alten Eisenfahrrad unterwegs ist. Von Mostar nach Sarajevo geht es schließlich 130km fast immer nur bergauf. Jan erzählt das sei aber nicht alles gewesen. Nachdem er Mostar verlassen hatte und schon 30km Steigung hinter sich gebracht hatte, stellte er fest dass seine Kreditkarte fehlte. Er ist dann die 30km nach Mostar wieder zurück gefahren um in dem Hostal wo er sie zuletzt gebraucht hatte nach der Karte zu fragen. Die seien dort sehr unkooperativ gewesen und hätten gesagt sie hätten keine Karte gefunden. Als er es schon aufgeben wollte ist die Karte dann doch noch unter einem großen Stapel von Papieren auf dem Schreibtisch eines Mitarbeiters wieder aufgetaucht. Schwein gehabt, aber 60km extra gefahren.
Jan macht das nichts aus, er ist wie immer gut drauf. Wir tauschen noch Emailadressen und dann trennen sich unsere Wege endgültig.

Durch unser zufälliges Treffen mit Jan sind wir relativ spät in Sarajevo losgekommen. Unser nächstes Ziel ist das Durmitorgebirge in Nord-Montenegro. Eine Gegend wo angeblich die Natur noch so richtig in Ordnung ist. Dort gibt es die tiefsten Schluchten Europas, wilde Flüsse, seltene Pflanzen und Tiere, angeblich sogar auch noch Wölfe und Bären.

Wir fahren auf der E762 Richtung Süd-Osten und es gibt wieder starken Lkw-Verkehr. Etwa auf halber Strecke zur montenegrinischen Grenze habe ich die Nase voll und biege nach links ab. Die Karte zeigt eine kleine weiße Straße die fast parallel zu der Hauptstraße verläuft. Ich wähle den gut fahrbaren Schotterweg - besser als dieses „gezuckel“ hinter den Lkw´s. Wir fahren etliche Kilometer bergauf. Hier ist es ziemlich einsam wir begegnen Niemanden. Nach etwa 20 Minuten kommen wir in ein kleines Dorf, nur ein paar Häuser. Hier wird uns klar was Zlatko meinte als er uns auf der Fähre erzählt hat dass die Armut in den ländlichen Gebieten Bosniens immer noch sehr groß ist. Es gibt zwar größtenteils gemauerte Häuser, aber alles Andere erweckt den Eindruck dass die Menschen hier wie vor 100 Jahren leben.
Am Ende des Dorfes wird der Weg sehr grob. Claudia wartet hier und ich fahre mal ein Stück vor um die weitere Streckenbeschaffenheit zu erkunden. Der Weg wird immer schmaler und gröber. Er verengt sich immer weiter zu einem sehr schmalen Pfad der sich steil den Berg hinauf windet. Irgendwann wird es so steil dass es für mich fast unfahrbar wird. - „Es macht keinen Sinn diesem Pfad zu folgen wenn wir heute noch irgendwo ankommen wollen“. Also besser wieder zurück.

Auf dem Rückweg blockiert ein Lieferwagen die schmale Dorfstraße des kleinen abgeschiedenen Nestes. Wir kommen nicht vorbei. Der Lieferwagen gehört einem Händler, der einmal wöchentlich die Leute hier mit dem Nötigsten beliefert. Die Dorfbewohner versammeln sich hinter dem Transporter. Es wird gefeilscht, vor allem um Lebensmittel. Man kann aber auch Haushaltswaren, Kleidung, Handwerkzeuge oder Waschpulver kaufen. Einer nach dem anderen macht seine Einkäufe und uns wird klar dass wir uns auf eine längere Wartezeit einrichten müssen. Wir nehmen es gelassen, schließlich sind wir ja die „Deppen“ die sich hier verfahren haben. Wir nutzen die Zeit für eine kleine Pause, setzen uns ins Gras am Straßenrand und schauen dem Geschehen interessiert zu.

Es leben fast ausschließlich alte Menschen in diesem abgeschiedenen kleinen Bergdorf. Und zwar unter den allereinfachsten Bedingungen. Die Dorfbewohner möchten sich unbedingt mit uns unterhalten. Man hat den Eindruck dass es für sie ein regelrechtes „Ereignis“ ist dass wir uns hierher verirrt haben. Alle reden gleichzeitig auf uns ein. Wir können natürlich (leider) nicht viel verstehen. Es ist wirklich schade dass wir uns nicht besser verständigen können, das wäre sicher sehr interessant geworden. Es wird ein Junge geholt der ein paar wenige Brocken Englisch spricht. Er ist zunächst sehr scheu und traut sich nicht so richtig. Doch nach und nach können wir uns zumindest rudimentär verständigen. Er erklärt uns dass der Weg unfahrbar ist und dass wir wieder zurück müssen. Je länger unsere Unterhaltung dauert desto mehr taut er auf und die ganze Situation wird viel lockerer. Irgendwann sind dann auch alle mit ihrem Einkauf fertig. Ein alter Mann der gekrümmt neben uns am Straßenrand sitzt angelt sich unbemerkt mit dem Krückstock eine leere Obstkiste die auf den Boden gefallen ist aus dem Getümmel und versteckt sie hinter seinem Rücken. - Damit kann man ja noch gut den Ofen anzünden. Es geht weiter.
Eigentlich war das ja nur eine ganz belanglose Sache. Aber auf dem Rückweg zu der asphaltierten Straße denke ich über die Menschen in diesem Dorf nach. Mir wird noch einmal klar auf welch hohem Niveau wir doch manchmal jammern.

Auf meinen imaginären „Merkzettel“ im Hinterkopf notiere ich: „Fahre in Bosnien nie, nie, nie die kleinen weißen Straßen ! Höchstens wenn du eine rallyetaugliches, leichtes Motorrad hast und sehr viel Zeit !“

Ein so genanntes WC auf einem Rastplatz am Straßenrand. Wofür braucht man eine Klotür wenn die Öffnung des Donnerbalkens eh Richtung Wald gerichtet ist ? (Claudia könnte euch mehr erzählen)

Bis in den Ort Brod,
etwa 75km süd-östlich von Sarajevo kommen wir auch gut vorwärts. Ab hier bis zur montenegrinischen Grenze wird die Straße sehr, sehr schmal und kurvig. In den nächsten 25 Kilometern ist es selbst für Pkw´s kaum möglich aneinander vorbeizukommen, ohne das einer in die Pampa fahren muss. Die Straße ist nur etwa 3m breit und in beide Richtungen uneingeschränkt für alle Fahrzeuge bis 40 Tonnen zugelassen. Unglaublich. Ziemlich am Anfang der Strecke von Brod nach Hum treffen wir auf ein deutsches Wohnmobil. Die Leute kommen uns aus der anderen Richtung entgegen und machen gerade Pause auf einem Platz am Straßenrand.
Uns kommt ihr Verhalten etwas seltsam vor. Völlig übertrieben winken sie uns mit beiden Armen wild zu und strahlen dabei über beide Backen ??? „Na ja, - vielleicht einfach freundliche Menschen“ - denke ich mir. Wir haben nicht angehalten, weil wir ja mittlerweile schon ziemlich spät dran waren und die Leute ja auch offensichtlich kein Problem hatten.
Später wird uns klar warum die Wohnmobilinsassen so happy waren. Denn die Straße ist (für Dosen) wirklich eine Tortur. Eine so hohe Anzahl von engen Kurven habe ich selten erlebt. Für unsere kleinen Reiseenduros ist das ja eigentlich das optimale Terrain. Aber in etwa jeder zehnten Kurve kommt einem ein Fahrzeug auf der eigenen Seite entgegen. Man muss immer 100% auf Sendung sein und blitzschnell reagieren. Das macht die Fahrt etwas anstrengend. Die neue 130dB-Hupe an der Transalp macht einen guten Job.
Auf unserer 1:150 000er Straßenkarte ist dieser Streckenabschnitt übrigens als schnurgerader, fetter, roter Strich - und sogar als Europastraße (mit Nummer) dargestellt. Für die letzten 30km haben wir fast eine Stunde gebraucht. Dann sind wir an der montenegrinischen Grenze. Die Grenzabfertigung auf bosnischer Seite ist völlig problemlos und schnell. Die Grenze liegt an einer Brücke die auch schon bessere Zeiten gesehen hat.

Aber das Vertrauen in diese Konstruktion scheint durchaus vorhanden zu sein. 40 Tonnen. (Der Montenegriner ist von mutiger Natur !) Kurz hinter der Brücke gibt es eine kleine gemütliche Kneipe. Hier lernen wir ein bosnisch-montenegrinisches Ehepaar kennen. Sehr nette Leute. Der Mann will unbedingt eine von meinen selbsgedrehten probieren. Wir unterhalten uns ganz gut und die beiden erklären uns noch den Weg über den Sedlo Pass.

Ab hier gibt es wieder eine ganz normale Straße. Wir fahren weiter zur montenegrinischen Grenzkontrolle. Der Grenzbeamte ist ein bisschen doof. Nach der Kontrolle der Pässe hält er mir die Papiere so hin, dass ich sie gerade so eben nicht erreichen kann ohne abzusteigen. Er sitzt nicht in seinem Grenzhäusschen, er steht ja direkt vor mir. Je mehr ich mich recke um an die Papiere zu kommen, desto mehr weicht er zurück. O.k., wenn er das unbedingt für sein Ego braucht dann stelle ich die Karre eben ab, steige ab und gehe einen Meter auf ihn zu um mir die Papiere zu holen. Mit Claudia macht er anschließend das gleiche Spiel.