Entlang der Tara |
Manchmal gibt es in den nobelsten Hotels das schlechteste Frühstück. Wir laufen noch etwas in der Altstadt herum. Claudia schreibt unseren alten Bandkollegen von damals noch eine Karte und dann holen wir die Mopeds aus der Tiefgarage. Mittag in Sarajevo, das bedeutet Verkehrschaos. Selbst mit den Motorrädern kommt man nicht durch. Im Stau der Innenstadt fängt es wieder an ungemütlich warm zu werden. Ich traue meinen Augen zuerst nicht: Wer schiebt gerade seinen Drahtesel über die Fußgängerampel vor der wir stehen ?
Jan, der polnische Fahrradfahrer den wir an der bosnischen Grenze kennen gelernt hatten. Durch unser zufälliges Treffen mit Jan sind wir relativ spät in Sarajevo losgekommen. Unser nächstes Ziel ist das Durmitorgebirge in Nord-Montenegro. Eine Gegend wo angeblich die Natur noch so richtig in Ordnung ist. Dort gibt es die tiefsten Schluchten Europas, wilde Flüsse, seltene Pflanzen und Tiere, angeblich sogar auch noch Wölfe und Bären. Wir fahren auf der E762 Richtung Süd-Osten und es gibt wieder starken Lkw-Verkehr. Etwa auf halber Strecke zur montenegrinischen Grenze habe ich die Nase voll und biege nach links ab. Die Karte zeigt eine kleine weiße Straße die fast parallel zu der Hauptstraße verläuft. Ich wähle den gut fahrbaren Schotterweg - besser als dieses „gezuckel“ hinter den Lkw´s. Wir fahren etliche Kilometer bergauf. Hier ist es ziemlich einsam wir begegnen Niemanden. Nach etwa 20 Minuten kommen wir in ein kleines Dorf, nur ein paar Häuser. Hier wird uns klar was Zlatko meinte als er uns auf der Fähre erzählt hat dass die Armut in den ländlichen Gebieten Bosniens immer noch sehr groß ist. Es gibt zwar größtenteils gemauerte Häuser, aber alles Andere erweckt den Eindruck dass die Menschen hier wie vor 100 Jahren leben. Auf dem Rückweg blockiert ein Lieferwagen die schmale Dorfstraße des kleinen abgeschiedenen Nestes. Wir kommen nicht vorbei. Der Lieferwagen gehört einem Händler, der einmal wöchentlich die Leute hier mit dem Nötigsten beliefert. Die Dorfbewohner versammeln sich hinter dem Transporter. Es wird gefeilscht, vor allem um Lebensmittel. Man kann aber auch Haushaltswaren, Kleidung, Handwerkzeuge oder Waschpulver kaufen. Einer nach dem anderen macht seine Einkäufe und uns wird klar dass wir uns auf eine längere Wartezeit einrichten müssen. Wir nehmen es gelassen, schließlich sind wir ja die „Deppen“ die sich hier verfahren haben. Wir nutzen die Zeit für eine kleine Pause, setzen uns ins Gras am Straßenrand und schauen dem Geschehen interessiert zu.
Es leben fast ausschließlich alte Menschen in diesem abgeschiedenen kleinen Bergdorf. Und zwar unter den allereinfachsten Bedingungen. Die Dorfbewohner möchten sich unbedingt mit uns unterhalten. Man hat den Eindruck dass es für sie ein regelrechtes „Ereignis“ ist dass wir uns hierher verirrt haben. Alle reden gleichzeitig auf uns ein. Wir können natürlich (leider) nicht viel verstehen. Es ist wirklich schade dass wir uns nicht besser verständigen können, das wäre sicher sehr interessant geworden. Es wird ein Junge geholt der ein paar wenige Brocken Englisch spricht. Er ist zunächst sehr scheu und traut sich nicht so richtig. Doch nach und nach können wir uns zumindest rudimentär verständigen. Er erklärt uns dass der Weg unfahrbar ist und dass wir wieder zurück müssen. Je länger unsere Unterhaltung dauert desto mehr taut er auf und die ganze Situation wird viel lockerer. Irgendwann sind dann auch alle mit ihrem Einkauf fertig. Ein alter Mann der gekrümmt neben uns am Straßenrand sitzt angelt sich unbemerkt mit dem Krückstock eine leere Obstkiste die auf den Boden gefallen ist aus dem Getümmel und versteckt sie hinter seinem Rücken. - Damit kann man ja noch gut den Ofen anzünden. Es geht weiter. Auf meinen imaginären „Merkzettel“ im Hinterkopf notiere ich: „Fahre in Bosnien nie, nie, nie die kleinen weißen Straßen ! Höchstens wenn du eine rallyetaugliches, leichtes Motorrad hast und sehr viel Zeit !“
Bis in den Ort Brod,
Aber das Vertrauen in diese Konstruktion scheint durchaus vorhanden zu sein. 40 Tonnen. (Der Montenegriner ist von mutiger Natur !) Kurz hinter der Brücke gibt es eine kleine gemütliche Kneipe. Hier lernen wir ein bosnisch-montenegrinisches Ehepaar kennen. Sehr nette Leute. Der Mann will unbedingt eine von meinen selbsgedrehten probieren. Wir unterhalten uns ganz gut und die beiden erklären uns noch den Weg über den Sedlo Pass. Ab hier gibt es wieder eine ganz normale Straße. Wir fahren weiter zur montenegrinischen Grenzkontrolle. Der Grenzbeamte ist ein bisschen doof. Nach der Kontrolle der Pässe hält er mir die Papiere so hin, dass ich sie gerade so eben nicht erreichen kann ohne abzusteigen. Er sitzt nicht in seinem Grenzhäusschen, er steht ja direkt vor mir. Je mehr ich mich recke um an die Papiere zu kommen, desto mehr weicht er zurück. O.k., wenn er das unbedingt für sein Ego braucht dann stelle ich die Karre eben ab, steige ab und gehe einen Meter auf ihn zu um mir die Papiere zu holen. Mit Claudia macht er anschließend das gleiche Spiel. |
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